4. Messergebnisse Endstufe CSV60/1

CSV60/1 Endstufe (aufgetrennt)

Durch Auftrennen der Endstufe des CSV60/1 und Einspeisung eines regelbaren Hochpegelsignals, läßt sich die Endstufe separat bezüglich Impulsverhalten, Phasendrehung, Übertragungsgüte, Frequenzband und Klirrverhalten bewerten.

Braun CSV60/1 - Endstufe aufgetrennt
Braun CSV60/1 - Endstufe aufgetrennt
Braun CSV60/1 - Endstufe aufgetrennt

Da die Einspeisung des Signals nach der Klangregelstufe erfolgt, ist der Lautstärke Poti und alle anderen Klang regelnden Poties außer Betrieb. Das Hochpegelsignal muß durch die Signalquelle geregelt werden!

...

 

Diese Messung macht freilich erst Sinn, wenn der Verstärker bezüglich seiner Arbeitspunkte, Symmetrie, Spannungsversorgung sowie Röhren geprüft wurde und seine Werte einhält. Eine Überarbeitung der Signalwege kann eventuell die Ergebnisse noch etwas positiv beeinflussen.

Messzubehör:

  • Funktionsgenerator mit niedrigem Klirrwert und Spannungsstabilisierung
  • Oszilloskop (analog/digital)
  • Komplexe Last Dummies zur Boxensimulation um die empfindlichen Überträger zu schützen
  • Spannungsteiler (L-Pad) mit Signalweiche zur PC / Oszilloskop gestützten Klirrspektrum- (FFT) und Frequenbandmessung sowie Phasendrehung mit definierter Ausgangsleistung
  • Audio Analyse Software mit Kalibrierungsfunktion
  • Audio PC-Karte mit sehr niedrigem Klirrfaktor (< 0,01%) und und einem Frequenzband bis mind. 96KHz
  • Multimeter

Messung der Endstufe

Die folgenden Oszillogramme habe ich mit einem Toellner TOE 7401 Frequenzgenerator und meinem Hameg HM205/3 Oszilloskop (inkl. PC-Schnittstelle HO79-4 + Hameg Software SP-91) erstellt.

Braun CSV60/1 - Messplatz

Das Rechtecksignal wurde direkt in der Endstufe eingespeist und am 8Ω LS-Ausgang gemessen. Um die Signalform beurteilen zu können, habe ich das Frequenzgeneratorsignal auf den einen Kanal (rot) und das CSV60/1-Ausgangssignal auf den anderen Kanal (blau) meines Hameg gelegt.

... Im oberen Feld sind die Oszillogramme der Vor- und Endstufe bei 50Hz/1kHz/15kHz eingefügt, während darunter die Oszillogramme der reinen Endstufe zum Vergleich stehen. Die CSV60/1 Endstufe kommt eindeutig besser mit den Rechtecksignalen des Frequenzgenerators klar, zeigt jedoch erste Schwächen im Impulsverhalten, da deren Flanke bei 15KHz deutlich verrunden.

Auch bei 1 Khz sind leichte Überschwinger sichtbar. Die Alterung einiger Komponenten des CSV60/1 ist deutlich zu bemerken. Zum Vergleich habe ich weiter unten das offizielle Oszillogramm aus dem Service Manual des CSV60 als Referenz angehängt. Erfreulicherweise ist die Phasendrehung bei reinem Endstufenbetrieb sehr gering.

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Die Messung von Vor- und Endstufe ergeben erwartungsgemäß durchwachsene Ergebnisse, da bei 15kHz kaum noch eine Rechteckform zu erahnen ist. Auch hier sind die Messergebnisse schlechter als es das Referenz-Oszillogramm von Braun vorgibt. Weiterhin gibt mir eine drastische Phasendrehung zu denken, die bei Normaleinstellung (Vorderband) besonders deutlich ausgeprägt ist.


1. Oszillogramme mit Rechtecksignalen - Verleich Gesamtverstärker vs. Endstufe CVS60/1

 Vor- und Endstufe

--------- CSV 60/1 Signal

--------- TOE 7401 Signal

 

 

 

Endstufe

--------- CSV 60/1 Signal

--------- TOE 7401 Signal

Frequenz:  50Hz

Oszillogramm Rechtecksignal CSV60/1

Frequenz  1KHz

Oszillogramm Rechtecksignal CSV60/1
Oszillogramm Rechtecksignal CSV60/1

Frequenz  15KHz

Oszillogramm Rechtecksignal CSV60/1
Oszillogramm Rechtecksignal CSV60/1

Referrenz-Oszillogramme aus dem CSV60 Service Manual:

1. Vor u. Endstufe

 

 

 2. Endstufe


2.  Frequenzgangmessung am LS-Ausgang (8):

Frequenzgang CSV60/1 - Endstufe

CSV60/1,  Endstufe aufgetrennt

Rechter Kanal

f= 10Hz - 40KHz, 

Messmethode: Rosa Rauschen

gemessen am 8Ω LS-Ausgang, 

Frequenzgang CSV60/1 - Endstufe

CSV60/1,  Endstufe aufgetrennt

Linker Kanal

f= 10Hz - 40KHz 

Messmethode: Rosa Rauschen

gemessen am 8Ω LS-Ausgang,

Frequenzgang CSV60/1 - Endstufe

CSV60/1,  Endstufe aufgetrennt

rechter + linker Kanal

f= 10Hz - 40KHz

Messmethode: Rosa Rauschen

gemessen am 8Ω LS-Ausgang


3. Klirrfaktor (THD) des Frequenzbandes 20Hz - 20KHz gemessen am LS-Ausgang (8Ω):

Klirrspektrum CSV60/1 - Endstufe

CSV60/1   Endstufe aufgetrennt, 8Ω LS-Ausgang

FFT Linker Kanal (THD % Log Skala)

f= 20Hz - 20KHz,

Klirrspektrum CSV60/1 - Endstufe

CSV60/1   Endstufe aufgetrennt, 8Ω LS-Ausgang

FFT rechter Kanal (THD % LOG Skala)

f= 20Hz - 20KHz,



Fazit:

Frequenzgang CSV60/1 - Vor - und Endstufe

Als einer der häufigsten Kritikpunkte des CSV60 werden die Überträger genannt, die nach Ansicht zahlreicher Kenner unterdimensioniert wurden und den Frequenzgang begrenzen. Bisher war ich davon ausgegangen, das dies so stimmt. Nach meinen Messungen der Endstufe mußte ich hier jedoch umdenken. Der Endverstärker übertrifft die Gesamt-spezifikation des CSV60 (/1) deutlich.

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Braun gab den Frequenzgang des CSV60 (/1) mit +/- 3dB bei 20Hz - 30KHz an. Tatsächlich erreicht mein unrevidierter Verstärker mit seiner Endstufe +/- 2dB bei 10Hz - 40KHz! Die Überträger sind damit deutlich besser als Ihr Ruf! Trotzdem wirft dies einige Fragen bezüglich der Vorstufe auf.

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Der Unterschied läßt sich gut am Beispiel der Vergleichmessung links oben einschätzen (Messung mit Rosa Rauschen), die den Frequenzgang des linken Kanals vergleicht. 

Die blaue Kurve gibt dabei den Frequenzgang der reinen Endstufe wieder, wärend die schwarze Kurve den Frequenzgang des gesammten Verstärkers (Einspeisung des Signals über den Bandeingang) auf Vorderbandeinstellung zeigt. Die Messwerte über alle Röhrenstufen stimmt übrigens exakt mit den Nennwerten überein, die Braun seinerzeit für den Verstärker angegeben hatte (+/- 3dB ;  20Hz - 30KHz)

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Höreindruck:

Letztendlich ist jede Bewertung und ggf. technische Revision müssig, wenn klangliche Verbesserungen trotz der tollster Meßwerte einfach nicht herauszuhören sind. Um die Unterschiede auch hören zu können, braucht man einen direkten Vergleich und muß mehrfach die Eingänge wechseln. Es hilft, wenn man die Musik die man hört auch "kennt". Diejenigen, die klassische Musik auch durch Konzertbesuche "in freier Wildbahn" kennen und ein geschultes Gehör besitzen, dürften hier eindeutig mehr Unterschiede wahrnehmen, da Sie das originale Hörerlebnis und den Klang der Instrumente verinnerlicht haben. 

Gut positionierte Lautsprecher mit der entsprechenden Qualität sind hier  unabdingbare Voraussetzung, damit die Raumakustik nicht stört. Ansonsten hilft ein hochwertiger Kopfhörer.

Nach meiner eigenen - natürlich subjektiven - Einschätzung, ist der Klangeindruck über die Endstufe in den Mitten etwas klarer, im Bass etwas tiefer und trockener und in der Durchzeichnung von Orchestermusik detailierter. Trotzdem darf man keine massiven Unterschiede erwarten, da unser Gehör alles andere als perfekt ist und das Hörvermögen -wie wir wissen- im Alter auch noch nachläßt.

 

Klingt der CSV60 nach Röhre?

Frei nach Radio Eriwan...😏 : Je nachdem wie er betrieben wird.

 

Als reiner Endstufenverstärker im Push-/Pull Betrieb klingt er äußerst neutral mit einem jedoch warmen Grundton. In den FFT Diagrammen oben kann man gut erkennen, das die harmonischen Verzerrungen (geradzahliger Klirr D2,D4 etc.) etwas stärker als die unharmonischen Verzerrungen (ungeradzahliger Klirr. D3,D5 etc.) ausfallen. Das menschliche Ohr empfindet die harmonischen Verzerrungen eher als angenehm, da sie als "warme" Klangfarbe wahrgenommen wird. 

Dies ist jedoch durch den Klasse AB-Betrieb des Verstärkers (Push / Pull Betrieb der PL500) deutlich weniger stark ausgeprägt, als bei einem leistungsschwächeren reinen Klasse A (SE) Röhrenverstärker.

 

Im Normalbetrieb prägt sich der Einfluß des Vorverstärkers deutlich aus, dessen vier ECC83 Röhrenstufen pro Kanal den CSV60/1 deutlich mehr nach Röhre klingen lassen.