CSV60/1 Story

Braun Studio 2 - Ahnenforschung...

Mit der Studio 2 aus dem Jahr 1959 stellte die Braun AG ihre erste "moderne" Musikanlage vor, welche aus der Steuergerät-kombination inkl.  Plattenspieler CS11, dem Radio CE11 und dem Röhrenendverstärker CV11 bestand. Design und Konzept waren aus heutiger Sicht ihrer Zeit um Jahre voraus.

Die neue Formsprache, die Materialwahl sowie das Konzept polarisierte die Öffentlichkeit und rief zunächst durchaus wiedersprüchliche Reaktionen hervor.

Bevor Dieter Rams für seine Entwürfe den "Ritterschlag" erhielt, wurde die Studio 2 von der Fachpresse als "Schuh-kartons" bespöttelt.

Die Wirkung auf die Öffentlich- keit kann man erst so richtig nachvollziehen, wenn man an den biederen Wohnstil (inkl. "Gelsenkircher Barock") jener Tage zurückdenkt, der die neuen

Braun Produkte "wie vom einem anderen Stern" erscheinen ließ.
Die Gebrüder Artur & Erwin Braun gingen durchaus ein hohes unternehmerisches Risiko ein, um das ergeizig verfolgte Ziel, Braun von Grund auf  bezüglich  seiner  Produkte 

und seiner Formsprache neu zu definieren, zu verwirklichen. Man muß sich vor Augen halten, das es keine technische Erfahrung gab und die Technik vollständig eigenständig ent- wickelt und auch produziert werden mußte. Einzig der Plattenspieler der Studio 2 wurde als OEM eingekauft und verbaut.

Aus der Studio 2 wurden in Folge 1961 der Röhrenvollver- stäker CSV13 mit vergleichbarer EL84 Endstufe entwickelt, auf den kurz danach der leistungs-fähigere CSV60 folgte. Beide wurden als Röhrenvollverstärker konzepiert und vereinen Steuer- gerät und Endverstärker in einem.


CSV13 und CSV60 - Schwestermodelle

Als Schwestermodell des CSV13 ausgelegt, wurde der CSV60 mit 30 Watt statt bisher 12 Watt Sinusleistung pro Kanal ausgelegt. Um diese Leistung zu erreichen, mußte jedoch eine leistungsstärkere Endstufe ent- wickelt werden. Man entschied
sich für die Kombination aus einer Treiber-/Phasenumkehr-

stufe bestehend aus 2x ECF80 (Pentode/Triode) sowie 4x PL500 Endpentoden im Push- Pull Betrieb.  Der nicht ganz un- problematische Kennlinienver- lauf der PL500 und das etwas eigenwillige Verhalten der ECF 80 in der Phasenumkehrstufe brachte es mit sich, daß bez- üglich der Schwingungsneigung

Braun CSV60/1

der Endstufe Gegenmaßnah- men getroffen werden mußten.


"Heiße" CSV60 Verstärker-Endstufe

Der vielfach geäußerte Vorwurf, das Braun mit der Wahl der preiswerten PL500 als Endpen- tode klangliche Nachteile in Kauf genommen hat um die hohe Ausgangsleistung von 2x 30 Watt Sinus zu erreichen, ist jedoch so pauschal nicht korrekt. Es ist richtig, daß die PL500 nicht für NF-Anwendun- gen konzepiert wurden, sondern vielmehr als hoch belastbare Zeilenschaltröhren in SW-Fern- sehern Ihren Dienst tat.Die PL500 Kennlinien bietet jedoch einen genügend großen gerad- linigen Bereich um die Signale

verzerrungsarm sehr hoch zu verstärken. Mit einer entspre- chend angepassten Schaltung

PL500 - Braun CSV60/1 Enstufe

sind  hohe Leistungswerte bei akzeptablen Klirrverhalten mög- lich. Die PL500 ist gegenüber der weit verbreiteten EL34 deut- lich langlebiger und von der

Kennlinie und Raa zumindest ähnlich. Der Frequenzbereich der CSV60 Endstufe wird eher durch die Überträger begrenzt, als durch die Röhrenschaltung der Endstufe selbst.

Ein grundsätzliches Problem dürften dabei die vorgegebenen Gehäusemaße des CSV13 ge- wesen sein, die auch für den CSV60 gelten sollten. Netz- transformator und Überträger wurden aufgrund Ihres größeren Platzbedarfs daher hart an der Leistungsgrenze dimensioniert, um die Gehäusemaße nicht zu sprengen.


Probleme und Lösungen

Anfängliche Probleme mit der erheblichen Wärmeentwicklung 

Braun CSV60/1 - offen

der PL500 führten offenbar in der Einführungsphase des CSV60 (1962) zu einigen nicht 

geplanten Werkstattaufenthal- ten. Die Probleme wurden jedoch im Laufe der Serie aussortiert. Eine möglichst Auf- stellung mit ausreichend Be- lüftung ist freilich Vorausset- zung für den gefahrlosen Betrieb des CSV60. Der Vorverstärker, bestehend aus 4 Röhrenstufen (4x ECC83 Doppeltriode) ist bei CSV13 / CSV60 im wesentlichen gleich aufgebaut. Beide Versionen unterscheiden sich lediglich in

der Beschaltung der ECC83 Röhrenheizung (CSV60 Reihen- schaltung), da die grund-verschiedenen Netzteile ihren Tribut fordern. Um die höhere Anodenspannung der PL500 mit 345V zu realisieren, entschied sich Braun diese durch die Greinacher Schaltung (Span-nungskaskade) zu realisieren, um die Maße des Netztrafos durch zusätzliche Wicklungen nicht über Gebühr zu vergrößern.

 


LE1 - Elektrostatische Lautsprecher

Ein  besonderes Highlight hat- ten beide Verstärker freilich schon zu bieten. Der unter Quad Lizenz gebaute und von Rams gekonnt gestaltete elektrosta- tische Lautsprecher LE-1 ließ sich über beide Verstärker be- treiben. In dieser Kombination konnte man ein vorläufigen

Höhepunkt der Klangqualität er- reichen wenn man eine gewisse Zurückhaltung der Bässe akzep- tierte. Detailzeichnung von In- strumenten und deren transpa- rente Staffelung in Breite und Tiefe soll damals erstaunlich gewesen sein. Ich habe leider selbst noch keine Erfahrung mit

den LE-1 Elektrostaten sammeln können.


 

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